Vor Gipfeltreffen

Rheinmetall-, RENK- und HENSOLDT-Aktie drehen ins Minus: NATO-Staaten erzielen Einigung bei Verteidigungsausgaben

23.06.25 19:47 Uhr

Rheinmetall-Aktie, RENK-Aktie und HENSOLDT-Aktie tiefer: NATO-Staaten ziehen bei Verteidigungsausgaben an einem Strang | finanzen.net

Wenige Tage vor dem NATO-Gipfel in Den Haag haben die 32 Bündnisstaaten eine Einigung über die geplante neue Zielvorgabe für die Mindesthöhe der nationalen Verteidigungsausgaben erzielt.

Werte in diesem Artikel
Aktien

91,90 EUR -2,45 EUR -2,60%

66,00 EUR -3,44 EUR -4,95%

1.727,50 EUR -20,50 EUR -1,17%

Wie die Deutsche Presse-Agentur nach dem Ende eines schriftlichen Entscheidungsverfahrens erfuhr, wollen sich die Alliierten beim Gipfel bereiterklären, ihre jährlichen verteidigungsrelevanten Ausgaben auf mindestens fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu erhöhen.

Wer­bung

Ein Betrag von mindestens 3,5 Prozent des BIP soll dabei auf klassische Militärausgaben entfallen. Zudem werden zum Beispiel Ausgaben für die Terrorismusbekämpfung und militärisch nutzbare Infrastruktur angerechnet werden können. Das könnten etwa Investitionen in Bahnstrecken, panzertaugliche Brücken und erweiterte Häfen sein. Als Frist für die Erfüllung des neuen Ziels für die Verteidigungsausgaben soll das Jahr 2035 gelten, wie nach Angaben von Diplomaten aus dem Text für die geplante Abschlusserklärung des NATO-Gipfels hervorgeht. Diese soll am Mittwoch formell angenommen werden.

Derzeit sieht das NATO-Ziel für die Verteidigungsausgaben lediglich jährliche nationale Ausgaben in Höhe von mindestens zwei Prozent des BIP vor. Grund für die nun vereinbarte Erhöhung sind insbesondere die Bedrohungen durch Russland, aber auch die Forderung von US-Präsident Donald Trump, dass die Europäer künftig die Hauptverantwortung für die konventionelle Abschreckung und Verteidigung auf ihren Kontinent übernehmen sollen.

Trump hatte schon in seiner ersten Amtszeit immer wieder die aus seiner Sicht unzureichenden Verteidigungsausgaben der europäischen Alliierten kritisiert und diesen vorgeworfen, sich zu sehr auf den Schutz der USA zu verlassen. Mehrfach drohte er dabei sogar mit einem NATO-Austritt der USA. In den vergangenen Wochen hatte es wiederholt geheißen, Trump werde möglicherweise nicht zum NATO-Gipfel reisen, wenn es keine Einigung auf das Fünf-Prozent-Ziel gebe.

Wer­bung

Die US-Botschaft bei der NATO veröffentlichte kurz nach der Einigung eine Videobotschaft ihres Chefs Matthew Whitaker, in der dieser das von Trump gewünschte Verhandlungsergebnis als einen der bedeutendsten außenpolitischen Erfolge der jüngeren US-Geschichte interpretiert. Der am Dienstag beginnende Gipfel werde historisch und ein echter Wendepunkt, lobt er. Frieden durch Stärke erfordere fünf Prozent des BIP für den Aufbau "echter Fähigkeiten, echter Abschreckung und echter Stärke".

Bundesregierung ist mit dabei

Deutschland hatte sich bereits im Mai bei einem NATO-Außenministertreffen in der Türkei hinter die Forderung von US-Präsident Trump nach einer massiven Erhöhung der Verteidigungsausgaben der Alliierten auf jeweils fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestellt. Zuletzt hatte im Kreis der NATO-Staaten nur noch Spanien Widerstand geleistet.

Für zahlreiche NATO-Staaten stellt die neue Zielvorgabe eine riesige Herausforderung dar - auch wenn sie erst 2035 erreicht werden muss. So kam Deutschland im vergangenen Jahr lediglich auf eine Quote von etwa 2,1 Prozent, und nach Angaben von Bundeskanzlers Friedrich Merz (CDU) würde jeder Prozentpunkt mehr für Deutschland derzeit ungefähr 45 Milliarden Euro mehr an Verteidigungsausgaben bedeuten. Bei fünf Prozent wären nach Rechnung von Merz derzeit verteidigungsrelevante Ausgaben in Höhe von 225 Milliarden Euro pro Jahr notwendig. Zur Einordnung: Die gesamten Ausgaben des Bundeshaushalts beliefen sich im vergangenen Jahr auf rund 466 Milliarden Euro.

Wer­bung

Vergleichsweise unproblematisch dürfte das neue Ziel lediglich für die USA selbst und Länder wie Estland, Lettland und Griechenland werden. Sie liegen bereits heute bei klassischen Verteidigungsausgaben von über drei Prozent. Spitzenreiter war im vergangenen Jahr Polen mit einer BIP-Quote von 4,1 Prozent. Die USA hatten nach Bündniszahlen zuletzt eine BIP-Quote von etwa 3,4 Prozent.

Besonders kritische Länder wie Spanien konnten nach Angaben von Diplomaten letztlich auch deswegen mit an Bord geholt werden, weil für das Jahr 2029 eine Überprüfung der neuen Zielvorgabe in Aussicht gestellt wurde. Dann sollen ohnehin auch wieder neue Planungsziele für die militärischen Fähigkeiten zur Abschreckung und Verteidigung vereinbart werden. Das Ziel für die klassischen Verteidigungsausgaben in Höhe von 3,5 Prozent des BIP leitet sich nach Angaben der NATO direkt aus den Anfang Juni von den Verteidigungsministern der Bündnisstaaten beschlossen aktuellen Planungsziele für die militärischen Fähigkeiten ab. Spanien behauptet, die Fähigkeitsziele mit etwas mehr als zwei Prozent Verteidigungsausgaben erreichen zu können.

Äußerungen von Spaniens linkem Regierungschefs Pedro Sánchez, nach dem sich sein Land nicht zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts verpflichtet habe, wurden in Brüssel als innenpolitisch motiviert bezeichnet. Es gebe für Spanien keine Ausnahmeregelung, hieß es aus dem Hauptquartier des Bündnisses.

Kaum Text zur Ukraine

Ernüchternd dürfte der Text für die Abschlusserklärung des NATO-Gipfels für die Ukraine werden. Ihr wird dort nach Angaben von Diplomaten lediglich vage eine fortgesetzte Unterstützung in Aussicht gestellt. Noch im vergangenen Jahr hatte die NATO der Ukraine beim Gipfel in Washington zugesichert, Sicherheitsunterstützung in Höhe von 40 Milliarden Euro bereitzustellen. Zudem wurde damals festgehalten, dass ihr Pfad zur Mitgliedschaft unumkehrbar sei. Wegen des Widerstandes insbesondere der USA konnten solche Formulierungen nun nicht mehr wiederholt werden. Trump hofft noch immer darauf, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch durch Zugeständnisse an Kremlchef Wladimir Putin zu beenden.

Rüstungsaktien verlieren dennoch

Der Auftrieb durch die Einigung der Nato-Staaten auf höhere Verteidigungsausgaben wich bei deutschen Rüstungsaktien am Montag ein Stück weit der Skepsis. Die neu im EURO STOXX 50 vertretene Rheinmetall-Aktie fiel via XETRA dennoch schlussendlich um 1 Prozent im Vergleich zum XETRA-Schluss auf 1.740,00 Euro. Die Aktien von RENK verloren ebenfalls im Vergleich zum XETRA-Schluss - letztlich um 5,28 Prozent auf 65,84 Euro. Papiere von HENSOLDT standen daneben via XETRA schlussendlich bei 92,55 Euro - und damit 2,12 Prozent unter ihrem XETRA-Schluss von Freitag.

Citigroup-Analyst Charles Armitage hatte seine Anlageurteile für RENK zum anstehenden Nato-Gipfel um gleich zwei Stufen und für HENSOLDT um eine Stufe auf "Verkaufen" geändert. Mit Blick auf den Gipfel und die Zeit danach sieht Citigroup-Fachmann Armitage aber eher Risiken als Chancen für Aktien wie RENK und HENSOLDT. Deren Kurse preisten mehr Wachstum ein, als es das Investitionsziel für klassische Rüstung hergebe. Er rechnet außerdem bald mit der Diskussion darüber, ob die Länder das gesteckte Ziel überhaupt erreichen können.

Aktien aus dem Rüstungssektor haben seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 eine starke Rally hinter sich. Vor allem trifft dies auf die Aktien von Rheinmetall zu, die im Vergleich zur Zeit davor das mittlerweile 20-Fache wert sind.

Rheinmetall erhält Auftrag aus China für Hybridtechnik

Rheinmetall hat einen Auftrag im Bereich Hybridfahrzeuge von einem führenden chinesischen Hersteller erhalten. Der Auftrag mit einem Gesamtwert im oberen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich umfasst elektronische Drosselklappen und Differenzdruckventile, wie der DAX-Konzern mitteilte. Die Produktion soll Anfang 2026 im Pierburg-Werk in Kunshan aufgenommen werden. Der Auftrag habe eine Laufzeit von fünf Jahren. Den Namen des Kunden nannte Rheinmetall nicht.

Das elektronische Drosselklappengehäuse dient in Motorsystemen der Optimierung der Kraftstoffverbrennung durch Steuerung der Luftzufuhr. Mit einem optimierten Design für Hybridmotoren spielt es den weiteren Angaben zufolge erneut eine wichtige Rolle im sich weiterentwickelnden Bereich der Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge und der Modelle mit Range-Extender.

BRÜSSEL/FRANKFURT (dpa-AFX)

DOW JONES

Ausgewählte Hebelprodukte auf HENSOLDT

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf HENSOLDT

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Bildquellen: Tobias Arhelger / Shutterstock.com, RENK Group AG

Nachrichten zu Rheinmetall AG

Wer­bung

Analysen zu Rheinmetall AG

DatumRatingAnalyst
17:41Rheinmetall KaufenDZ BANK
17.06.2025Rheinmetall HoldWarburg Research
13.06.2025Rheinmetall BuyJefferies & Company Inc.
05.06.2025Rheinmetall BuyJefferies & Company Inc.
04.06.2025Rheinmetall BuyJefferies & Company Inc.
DatumRatingAnalyst
17:41Rheinmetall KaufenDZ BANK
13.06.2025Rheinmetall BuyJefferies & Company Inc.
05.06.2025Rheinmetall BuyJefferies & Company Inc.
04.06.2025Rheinmetall BuyJefferies & Company Inc.
02.06.2025Rheinmetall BuyUBS AG
DatumRatingAnalyst
17.06.2025Rheinmetall HoldWarburg Research
09.05.2025Rheinmetall HoldWarburg Research
29.04.2025Rheinmetall HoldWarburg Research
26.03.2025Rheinmetall HoldWarburg Research
04.03.2025Rheinmetall HoldWarburg Research
DatumRatingAnalyst
14.06.2019Rheinmetall ReduceOddo BHF
25.01.2017Rheinmetall SellDeutsche Bank AG
06.11.2015Rheinmetall SellS&P Capital IQ
12.08.2015Rheinmetall SellS&P Capital IQ
01.06.2015Rheinmetall verkaufenCredit Suisse Group

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Rheinmetall AG nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"
mehr Analysen